16 Überschau der geographischen Verhältnisse des Reiches.
scheiden ermöglichen vielfach eine leichte Verbindung der Hauptströme durch Kanäle.
Hinsichtlich der Ausdehnung ihrer Gebiete nehmen sie eine Mittelstellung unter den
Flußsystemen des Erdteils ein. Deutschland hat 15 000 km Wasserstraßen, die dein
großen Schiffsverkehr zugänglich sind, und nur Rußland übertrifft es hierin.
Die größte Bedeutung für die Schisfahrt hat der Rhein, da er wegen seines
Ursprungs in den Gletschern des Hochgebirges meist auch während des Sommers
hohen Wasserstand auszuweisen hat.
Verbindende Wirkung der deutschen Ströme. Die deutschen Fluß-
systeme verbinden die drei Höhenstufen innig miteinander: der Rhein Hochgebirge,
Mittelgebirge und Tiefland; Weser, Elbe und Oder Mittelgebirge und Tiefland.
Die vereinigende Kraft der Ströme bringt auch die Menschen einander näher und
unterstützt zugleich die Vereinheitlichung des gesamten deutschen Lebens in gei-
stiger wie wirtschaftlicher Beziehung, namentlich aber in Hinsicht auf den Verkehr.
Die deutschen Ströme ganz besonders verketten Deutschland zu einem einheitlichen
Wirtschaftsgebiet.
Einfluß der Bodengestalt auf Anbau und Verkehr, a) Bon größter
wirtschaftlicher Bedeutung ist das Vorherrschen des Tieflands, das fast 2/3 der
Gesamtfläche Deutschlands einnimmt. Es umfaßt nicht bloß die Norddeutsche
Niederung mit ihren tieseingreifenden Buchten am Rhein, der Ems, der Saale,
Elbe und Oder, sondern auch die langgestreckte Oberrheinische Tiefebene mit der
breiten Frankfurter Bucht, die Wetterau, den Untermain bis Schweinfurt und das
untere Neckartal bis gegen Stuttgart.
Das Tiefland ermöglicht eine reiche Entfaltung des Flußnetzes,
es setzt der Anlage von Schienen- wie Kanalwegen fast keine Hindernisse ent-
gegen,
es ist klimatisch bevorzugt gegenüber dem Hochland,
es bietet dem Ackerbau die günstigsten Bodenverhältnisse dar und
es begünstigt vor allem die Bildung großer Staatswesen. Tatsächlich ist die
Einigung Deutschlands vom Norddeutschen Tiesland ausgegangen.
Die Zusammenlagerung des Tieflands mit dem Meer, dann die alten oft-
westlichen Talzüge, große, von der Natur geschaffene Verkehrswege, erscheinen als
weitere Gaben des Norddeutschen Tieflands.
b) Auch die zahlreichen Mittelgebirge, die das Reich in seiner Mitte wie im
S. erfüllen, erweisen sich in Wirklichkeit lange nicht in dem Maß verkehrsstörend
und sondernd, wie dies lange zum Schaden unserer wirtschaftlichen und politischen
Entwicklung angenommen wurde. Der deutsche Boden ist trotz feiner zahlreichen
Gebirge recht wegfam.
Zu den großen Wasserstraßen, die die Mitteldeutsche Gebirgsschwelle von S.
nach N. durchziehen, gesellen sich noch die breite Talsenke der Wetterau, die von
Frankfurt nach Kassel sührt, und weiterhin das Tal der Leine, das zur Nordsee leitet,
die Kinzig-Fulda Senke zwischen Vogelsberg und Rhön, die breite Bucht des Grab-
selds zwischen dem Mittlern Main- und dem Werratal, die Senken im O. und W.
des Fichtelgebirgs und die wichtigen Sudetentore. Die Wasserscheiden in den Mittel-
gebirgen liegen oft nur wenige Meter über den Quellgebieten, so besonders zwischen
dem Donau- und Maingebiet im Fränkischen Jura, wo stellenweise sogar eine Art
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Deutschlands Gewerbe und Industrie.
17
Flußgabelung (Bifurkation S. Iv S. 21) auftritt. Dieser Umstand ermöglicht
die Ausbildung eines noch großartigeren N. und S. verbindenden Kanalnetzes in
Deutschland, eine Aufgabe der nahen Zukunft. (S. S. 27.)
Die Täler der Mitteldeutschen Gebirgsschwelle liegen tief und geschützt und
zeichnen sich daher durch mildes Klima und reichen Bodenertrag aus.
e) Selbst die Alpen, obwohl ein Hochgebirge, erweisen sich in hohem Maß
wegsam. In den breiten Tälern führen bequeme Pfade nach Österreich, zum Brenner
und weiterhin nach S.; nicht weniger als 14 Sackbahnen dringen mehr oder weniger
tief ins Hochgebirge ein, das überdies durch treffliche Straßen und einen ausge-
dehnten Post- und Automobilverkehr nach allen Richtungen erschlossen ist.
Deutschlands Bodenformen stellen dem Verkehr nirgends unüberwindliche
Hindernisse entgegen, sie erweisen sich diesem vielmehr zumeist sehr günstig.
V. Deutschlands Gewerbe und Industrie.
Noch bis in die Mitte des vorigen Jahrhunderts beschäftigten sich 2/3 des deutschen
Volkes mit Landwirtschaft, Deutschland war vorwiegend Agrarstaat. Dies hat
ich seitdem wesentlich geändert. Die gewaltig anwachsende Bevölkerung vermag
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Deutschland Deutschlands Deutschlands Deutschland
70 Vergleichende Übersicht der wichtigsten Verkehrs- und Handelswege bis zur Gegenwart.
Bündnis zwischen Lübeck und Hamburg hervorgegangene Hanse eine mächtige
Stellung zur See; sie errichtete Faktoreien in Brügge, London, Pergen und
selbst in Rußland. Demnach bildeten im Mittelalter hauptsächlich das Mittel-
meer, die Nord- und die Ostsee den Schauplatz des Seeverkehrs.
Mit der Ausbreitung des Islams erweiterte sich auch der Landverkehr, Er
erstreckte sich nunmehr vom Sudan bis nach Turan. Zu ansehnlichem Aufschwung
verhalsen ihm dann die Kreuzzüge. Denn der Weg, den die Kreuzfahrer die
Donau abwärts nach Asien und Kleinasien einschlugen, wurde auch zur Handels-
straße, die sich bis nach Indien fortsetzte.
Die meisten Güter nahmen den Weg von Konstantinopel durchs Mittet-
meer nach Genua und Venedig und von dort über die Alpen nach Süddeutsch-
land. Dadurch gewannen die Alpenstraßen die größte Bedeutung sür den Ver-
kehr. Zu den im Altertum bereits bekannten erschloß das Mittelalter die Pässe
über den Mont Cenis und den St. Gotthard; auch benutzten die Warenzüge
der Venezianer und Augsburger Kaufleute vom Etschtal her neben dem Brenner
vielfach den Übergang über die Reschen-Scheideck.
Dem Verkehr in der Richtung von Süd nach Nord dienten außerdem Haupt-
sächlich folgende Wege:
1. die schon im Altertum benutzte Rhone-Saone-Rheinlinie;
2. der aus der Oberrheinischen Tiefebene zur Ostsee führende
Straßenzug (Mainz—frankfurt—kassel—braunschweig—lübeck);
3. die Fortsetzungen der vom Brenner her nach Augsburg ziehenden
Straße. Entweder ging der Verkehr über Ulm und das Neckartal
(Blüte der schwäbischen Städte) zum Rhein und von dort weiter nach
Frankreich und England, oder er führte über Nürnberg und Bam-
berg nordwärts, um einerseits über Kassel nach Nordwestdeutsch-
land, anderseits über Leipzig nach Hamburg und Stettin weiter-
zuführen.
4. Ein Verkehrsweg aus sehr früher Zeit war ferner die Straße Adria
(Venedig)—Wiener Becken—marchtal—mährische Pforte—oder- bzw.
Weichseltal.
5. Im Osten Europas lies vom Kaspischen Meer ein Handelsweg die Wolga
auswärts bis zur Quelle und von hier nach Nowgorod, dem Stapelplatz
der Hanse; er stand wieder über die Ostsee mit Lübeck in Verbindung.
Auf diesem Weg gingen vielfach die Seidenzeuge Chinas und die Ge-
würze Indiens dem w. Europa zu.
Tie wichtigeren w est östlichen Verkehrswege waren:
1. die Donaustraße;
2. die aus dem Sei nebecken nach dem Rhein (Straßburg) und von hier
durch Süddeutschland nach dem Wiener Becken ziehende Straße;
3. die Mainlinie;
4. eine Straße von den belgischen Häfen über Köln, Kassel und Leipzig
nach Breslau;
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Extrahierte Personennamen: Gotthard
Extrahierte Ortsnamen: Hamburg London Rußland Turan Donau Asien Kleinasien Indien Konstantinopel Genua Venedig Nord Altertum Oberrheinischen Ostsee Mainz—frankfurt—kassel—braunschweig—lübeck Augsburg Ulm Rhein Frankreich England Kassel Nordwestdeutsch- Hamburg Stettin Venedig Europas Chinas Indiens Europa Rhein Kassel Leipzig Breslau
108
C. Länderkunde.
nach Erbauung des „See kau als" ist Königsberg auch für größere Schiffe
erreichbar. Kanäle setzen es mit der Memel in Verbindung. Die Ausfuhr ist
bedeutend. Durch Einführung englischer Kohlen und rheinisch-westfälischen Eisens
haben sich Eisenwerke gebildet; seit alters blüht die Bernsteinindustrie. Königs-
berg hat eine Universität und ist Krönungsstadt der preußischen Könige. Wegen
seiner Lage au der Straße Berlin—st. Petersburg ist es Festung. Die nörd-
lichste deutsche Stadt ist Memel; es ist wie Dauzig und Königsberg Aus-
fnhrhafen für Holz, Korn, Flachs und Hanf aus dem preußisch-russischeu Hinter-
lande. Zahlreiche Sägewerke besorgen die Zerkleinerung des russischen Holzes.
$ 1(>3. Die Bevölkerung der deutschen Ostseeküste betreibt neben Handel
Schiffahrt, Schiffbau und Fischerei. Wo fester Strand und guter Wellen-
schlag das Baden möglich machen, sind Badeorte entstanden, die im Gegen-
satz zu den Nordseebädern oft mit schattigen Wäldern geschmückt sind.
Bekannt sind unter ihnen Saßnitz auf Rügen, Swinemünde auf Usedom,
K olberg, Zoppot bei Danzig, Kranz und Schwarzort auf der Knri-
schen Nehrung.
Zeichnung: Tie Küste von der Odermündung bis Memel.
Welche Längen- und Breitenkreise sind zu benutzen?
B. Das Westelbische Flachland.
$ 164. Allgemeines. Das Westelbische Flachland gehört dem
Hinterlande der Nordsee an, die Deutschland die nächste Verbindung mit
dem Weltmeer vermittelt. Ihre Küste mit ihren Einrichtungen für die
Großschiffahrt ist deshalb von großer Bedeutung. Die Übersicht des
Binnenlandes erfolgt nach den drei Bodenarten! Marsch, Geest und Moor.
Zwei Tieflandsbuchten springen nach 8 in das Mittelgebirgsland hinein.
1. Die Nordsee.
Tie Nordsee ist ein flaches Randmeer etwa von der Größe des Deutschen
Reiches mit einer Mitteltiefe von fast 90 m. Sie ist salzreicher, wärmer
und stürmischer als die Ostsee und für den Großschiffahrtsverkehr infolge
der Gezeitenbewegung weit geeigneter.
Vom N längs der großbritannischen Küste und vom Sw durch die
Straße von Calais tritt die Flutwelle in die Nordsee ein und wälzt sich in
die Flußmündungen und Busen weit stromauf. Der Nordsee vor allem
verdankt das Deutsche Reich seinen Anteil am Weltverkehr. Dieses
Meer hat auch zurzeit die ergiebigsten Fischgründe, von deren Ertrag
den Deutschen aber erst h% zugute kommen.
Aufgaben. 1. Wie liegt die Nordsee zur Landhalbkugel? 2. Welche
nichtdeutschen Völker gehören zu ihren Umwohnern? 3. Welche Verbindung
hat sie mit dem Atlantischen Ozean, mit der Ostsee? 4. Wie verhalten sich
der 50. und 60. Breitenkreis und der 5. Längenkreis zur Nordsee?
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>
114
C. Länderkunde.
und bildeten das „Niederungs- oder Niedermoor", aus dem Bruchwald
entstand, dessen absterbendes Holz feste Torfschichten bildete. Auf ihnen
siedelten sich die anspruchslosesten Pflanzen (Wollgras, Heide und besonders
Laubmoose) an, und damit begann die Bildung des Hochmoors, das sich
durch immer neue Pflanzenpolster vergrößerte und erhöhte. Das Wasser
des Sees wurde nach der Mitte zusammengedrängt, das Moor wölbte sich
nhrglassörmig und erhob sich bis 8 m über die Umgebung. Das Hochmoor
hat seine größte Ausdehnung in Nordwestdeutschland, im Regierungsbezirk
Stade, an der ostfriesisch-oldenburgischen Grenze und an der mittleren Ems.
§ 172. Ausnutzung. Jahrhundertelang diente das Moor nur dazu,
als Brennstoff dem Menschen den Torf zu liefern. Dann folgte die von
Holland her eingeführte Brandkultur, bei der das nmgehackte und von
der Sonne getrocknete Moor angezündet wird. Das ist die Ursache des
„Moordampfes", der als „Höhenrauch" ganze Teile Nord- und Mittel-
dentschlands belästigt. In die abgekühlte Asche wird der Buchweizen ge-
sät, dessen Ernte aber sehr unsicher ist. Eiu großer Fortschritt war die
gleichfalls von Holland her eingeführte Fehnknltnr. Sie besteht darin,
daß ein Kanal, der mit einem schiffbaren Gewässer in Verbindung steht, in
schnurgerader Richtung ins Moor hineingegraben wird. Auf ihm fährt
der Fehnbewohner mit dem Schiffe den Torf zur Stadt und bringt Dung-
ftoffe wieder zurück. So entstehen mit der Zeit blühende Ortschaften. Die
größte deutsche Moorkolonie ist Papenburg (8). Mit großem Eifer ver-
sucht man in der Gegenwart, die großen Moorflächen auch uoch auf audere
Weise zu kultivieren. Wenn alles Moor im Deutschen Reiche uutzbar ge-
macht wäre, brauchten wir weder Roggen noch lebendes Vieh einzuführen,
und der Wert des dann möglichen Rindviehbestandes würde sich gegen den
jetzigen um 1 Milliarde Mark steigern.
6. Die Entwässerung und die Tieflandsbuchten.
§ 173. Die Entwässerung des Westelbischen Flachlandes geschieht durch
Rhein, Ems, Weser und Elbe.
Bei Bonn tritt der Rhein in die Kölnische Tieflandsbucht ein, die
zwischen Sauerland und Eifel südwärts bis zur Mündung der Sieg reicht.
Sie ist wegen der Nähe der reichen Bergwerks- und Industriegebiete dicht
bevölkert und städtereich. Neben den Städten am Rhein sind wichtige
Jndnstriemittelpunkte: München-Gladbach, der Hauptsitz der rheinischen
Banmwollindnstrie, und Krefeld (129; — 1840: 26), der erste Platz des
Deutschen Reiches für die Samt- und Seidenindustrie.
Am Rhein liegt Köln an der Stelle, wo die große Heerstraße jetzt
Eisenbahn — längs des Nordrandes der Ardennen den Rhein erreicht. Die
User sind hoch und fest, eine frühere Flußteilung erleichterte die Uberbrückung
an dieser Stelle, die noch sür kleine Seeschiffe erreichbar ist. Hier
entstand durch die Römer die nach der Gemahlin des Germanikus genannte
Colonia Agrippina. ■ Im Mittelalter wurde die Stadt der Sitz eines Erz-
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Extrahierte Personennamen: C._Länderkunde
Extrahierte Ortsnamen: Heide Nordwestdeutschland Stade Holland Holland Papenburg Rhein Bonn Rhein Rhein München-Gladbach Krefeld Rhein Rhein
I. Europa. — 3. Die außerdeutschen Länder Europas.
155
Aufgabe. Weise nach, wie sich in der Po-Ebene die Alpenbahnen ver-
einigen.
§ 233. Landschaften und Siedlungen. Den W der Po-Ebene bildet
Piemont (= Fuß des Gebirges). Hier treffen die von Frankreich kommen-
den Alpenstraßen (Mont Cenis-Bahn) in der Handels- und Industriestadt
Turin (335) zusammen. — Das Gebiet zwischen Seen und Po ist die
Lombardei, der dichtest bevölkerte Teil der Ebene. In Mailand (500),
der größten Stadt Oberitaliens, münden die Simplon- und die St. Gott-
hardbahn. Auch liegt die Stadt im Zentrnm wichtiger Kanalverbindungen.
Sein berühmter Dom prangt in weißem Marmor. Mailand ist der Mittel-
Punkt der Seideuindnstrie. Im 0 ist Mantna eine der Hauptfestungen
88. Venedig aus der Vogelschau.
Italiens. — Vom Gardasee bis zur Adria erstreckt sich Venetien. Wo die
Etsch (Brennerbahn) aus dem Gebirge tritt, liegt die starke Festung Verona.
Venedig (150), die auf Inseln und Pfählen in den Lagunen (— Stränd-
en) der Adria erbaute, vou vielen Kanälen (statt der Straßen) durch-
zogeue Stadt, war einst die mächtigste Handels- und Seemacht des Mittel-
meeres. Dem Verkehr dienen Boote (Gondeln) und zahlreiche Brücken,
darunter die berühmte Rialtobrücke. Die Häuser stehen aus Pfahlrosten,
deren Eichenstämme durch den weichen Boden bis auf den Tonmergel des
Untergrundes hindurchgetrieben wurden. Am Nordfuße des Apennin zieht
eine Eisenbahn entlang: an ihr liegen die wichtigsten Orte, darunter die
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Europas Frankreich Industriestadt
Turin Mailand Mailand Mantna Italiens Venetien Verona Adria
I. Europa. —
3. Die außerdeutschen Länder Europas.
171
Teppiche) die glänzende Hauptstadt Brüssel (650). Südöstlich davon liegt
das Schlachtfeld von La Belle-Alliance oder Waterloo. — Im flämischen
Flachlande liegt Antwerpen (315), die stark befestigte Handelsstadt an der
Schelde, der zweite Hafen des Europäischen Festlands, der wichtigste Aus-
suhrhasen des rheinisch-westfälischen Industriegebiets. Ebenfalls an der
Schelde liegt das alte Gent, das jetzt durch Baumwoll- und Leinweberei
neu erblüht. Am Meere ist Ost ende ein vielbesuchtes Seebad und Über-
fahrtsort nach England.
Auswärtiger Besitz des Königreichs ist der Kongostaat in Afrika.
Bemerkenswert ist im Nordostwinkel zwischen den Niederlanden und der
Rheinprovinz das neutrale Gebiet von Altenberg (Mg. Moresnet).
Es ist 3,z qkm groß mit etwa 3000 Einwohnern und wird seit 1814 von
einem Bürgermeister verwaltet, während die Gerichtsbarkeit von Preußen
ausgeübt wird.
12. Das Königreich der Niederlande (Holland).
Ohne die Südersee 33ovo qkm, kleiner als die Provinz Hannover, 5,o Mill. E>, fast l^mal
so dicht bevölkert wie das Deutsche Reich.
§ 264. Lage und Größe. — Aufgaben. 1. Durch welche Länder
Europas verläuft der 5. Grad ö. L., der 52. Breitengrad? 2. Wo hat
Holland natürliche Grenzen, wo fehlen sie? 3. An welche preußischen Pro-
vinzen grenzt es? 4. Wo dringt die Provinz Hannover wie eine politische
Halbinsel in das holländische Gebiet ein? 5. Zeige auf der Karte, welche
Teile tiefer liegen als der Meeresspiegel!
§ 265. Küstengliederung. — Aufgaben. 1. Vergleiche die Länge der
Land- mit derjenigen der Seegrenze! 2. Wo ist die Dünenkette in Inseln
zerlegt, wo nicht? 3. Wie hängt dies mit Strommündungen und mit dem
Angriff der Nordstürme zusammen? 4. Zähle die größeren Inseln südlich
der Rheinmündung, nördlich von Helder!
Hollands Ausdehnung beträgt in nordsüdlicher Richtuug reichlich 200, in
ostwestlicher reichlich 150 km, seine Größe ist etwa die einer preußischen Provinz.
§ 266. Bodengcstalt. In seiner ganzen Ausdehnung bildet Holland die
unmittelbare Fortsetzung des westelbischen Tieflands. Wie dieses steigt es
langsam von der Nordsee nach dem Binnenlande an, und wie im Deutschen
Reiche sind dabei vier Bodenformen zu unterscheiden: a) an der Küste ein
Gürtel von Dünen (bis 60 m hoch), der sich fortsetzt auf deu Westsrie-
s^schen Inseln, der alten Küstenlinie; b) die sehr fruchtbaren Marschen.
Äte liegen großenteils (ein Viertel des Landes) unter dem Meeresspiegel
und müssen, wo der Schutz der Dünen fehlt, durch Deiche geschützt werden.
Zahllose Windmühlen und Dampfpumpen dienen zum Wegschaffen des ein-
dringenden Wassers in das dichte Netz der Flüsse und Kanäle (Bild 96);
c) die flachwellige, mit Heiden und Mooren erfüllte Geest, d) Die Moore
find fast überall iu blühende Kolonien verwandelt; die Fehnkultur in den
ostfriesischen Mooren wurde von Holland her übernommen.
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Extrahierte Personennamen: Altenberg
Extrahierte Ortsnamen: Europa Europas England Afrika Nordostwinkel Niederlanden Rheinprovinz Holland Deutsche_Reich Europas Holland Rheinmündung Hollands Holland Holland
172
C. Länderkunde.
96. Polder im früheren Haarlemer Meer.
Das Haarlemer Meer (18v ist durch den Bau von Dämmen und Kanälen trockengelegt. Es ist jetzt
von 20 V0v Menschen bewohnt. Dampfpumpen und Windmühlen heben das Wasser aus den fruchtbaren,
tiefer liegenden Fluren und Nebenkanälen in den hochliegenden Hauptkanal. Dieser leitet es ins Meer
und bildet zugleich die Verkehrsstraße für Menschen und Waren. Zwischen den Nebenkanälen beleben
Gehöfte, Windmühlen, Weidefluren und Äcker die Landschaft.
§ 267. Im Marsch gebiet lagen früher große Seen. Einer von ihnen
ist im Mittelalter durch Meereseinbrüche in einen Meerbusen verwandelt
worden: die Südersee lvgl. Dollart, Jade^ andere, wie das Haarlemer
Meer, sind durch großartige Arbeiten trockengelegt und gehören zu den
wertvollsten Teilen des Landes. Noch größeren Landzuwachs verspricht die
geplante Eindeichung der Südersee. — Die südlichen Niederlande sind das
Mündungsgebiet des Rheins, der sich beim Eintritt in holländisches Gebiet
zu teilen beginnt. In das Delta des Rheins ergießt sich von 3 die Schelde.
Aufgabe. Was kann man über das Klima Hollands aus seiner Lage schließen?
§ 368. Bevölkerung und Erwerb. Die Holländer (5,o Mill.) sind
ein Mischvolk aus Friesen, Rheinsranken und Niedersachsen und redeu einen
niederdeutschen Dialekt. Zwei Drittel sind reformiert, ein Drittel ist katholisch.
Der harte Kampf mit dem Meere hat ein arbeitsames Volk erzogen,
dessen Reinlichkeit bekannt ist. Am Meere treiben die Holländer seit jeher
Fischfang, auf den Marschen Landwirtschaft, vor allem Viehzucht
und Milchwirtschaft (Butter- und Käsebereitung). Im Kampfe mit dem
spanischen Weltreich entwickelten sie sich im 16. und 17. Jahrhundert zum
ersten See- und Handelsvolk der Erde. Aus dieser Zeit stammt der
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
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I. Europa. — 3. Die außerdeutschen Länder Europas.
173
große Kolonialbesitz der Niederlande, der, meist hinterindische Inseln,
60 mal so groß und 6^/z mal so volkreich ist wie das Mutterland. Auch
jetzt ist ihr Handel noch bedeutend.
§ 269. Siedlungen. Das Königreich zerfällt in Provinzen, deren
wichtigste die sehr dicht bevölkerten Landschaften Nord- und Südholland
(gegen 400 auf 1 qkm) sind. Im spärlich besiedelten Teil östlich der
Südersee hat sich nur Groningen als Handelsplatz und Mittelpunkt der
Rinder- und Pferdezucht stark entwickelt. Groß ist die Zahl bedeutender
Orte im 3. Am Jj [ei], einer teilweise trockengelegten Bucht der Süder-
see, liegt, auf Pfahlrosten erbaut, von vielen Kanälen („Grachten") durch-
zogeu, Hollands größte Stadt Amsterdam (565). Es treibt Industrie und
sehr bedeuteudeu Handel (erster Kaffeemarkt, Tabak). Durch den Nordsee-
kanal wurde die Stadt wieder ein Hafen ersten Ranges. Amsterdam ist
Universitätsstadt. Westlich von Amsterdam entstand das durch Blumeubau
und Blumenhandel (Tulpen, Hyazinthen, Rosen) berühmte Haarlem am
ehemaligen Haarlemer Meer. Wie dieses liegt die vornehme, ruhige Haupt-
stadt, der Haag, d. i. Wald (nach den schönen, in Holland seltenen Wal-
düngen), am Ostfuße des Dünengürtels. Nördlich von ihm am Alten Rhein
ist die einst berühmte Universitätsstadt Leiden eine der ältesten Städte des
Landes. Der erste Seehafen der Niederlande ist Rotterdam (420), der
dritte Hafen des Europäischen Festlandes. Überfahrtsort nach England ist
Vlisfingen auf einer Insel des Schelde-Deltas. Im Binnenlande sind
noch zu nennen die Universitätsstadt Utrecht, und im Südostzipfel an
der Maas Maastricht mit berühmten Kalksteinbrüchen, die für weite Be-
zirke des Landes Bausteine liefern. Die beiden letzten Orte sind Festungen.
13. Großbritannien und Irland.
315000 qkm, kleiner als Preußen, aber 46 Mill. E. (6 Mill. mehr als Preußen), iy5mal
so dicht bevölkert wie das Deutsche Reich.
§ 2(0. ßflflc. — Aufgaben. 1. Wie liegt die Südspitze Englands
zum 50.° n. Br.? 2. Welcher deutsche Nebenfluß wird von diesem Grade
wiederholt geschnitten? 3. Welche deutschen Großstädte liegen mit London
auf einer Breite? 4. Wie liegt die Nordspitze der Halbinsel zu Stöckholm?
5. Wie liegt London zum Nullmeridian? 6. Welche europäischen Länder
sind Großbritannien benachbart? 7. Wie liegt es zu Nordamerika? 8. Wie
weisen Bodengestalt und Flußrichtung Nordfrankreichs aus England hin?
9. Wie verhält sich der Golfstrom zu England? (S. die Karte der Meeres-
strömungen!)
Großbritannien und Irland ist der einzige große Inselstaat Europas.
Das Königreich besteht ans zwei großen Inseln, Großbritannien
(England und Schottland) und Irland, und vielen hundert kleinen, deren
wichtigste Gruppen die Hebriden, die Orkney[örkne> und Shetlaud
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung]]
TM Hauptwörter (100): [T62: [Insel Stadt Hafen England Hauptstadt Einw. See London Handel Schottland], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
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Extrahierte Personennamen: Nordfrankreichs
Extrahierte Ortsnamen: Europa Europas Niederlande Groningen Hollands Amsterdam Amsterdam Amsterdam Haarlem Holland Alten_Rhein Niederlande Rotterdam England Maas_Maastricht Irland Deutsche_Reich Englands Nordamerika England England Irland Europas England Schottland Irland
174 C. Länderkunde.
.schetländ^-Jnseln im N und die Normannischen Inseln an der sranzö-
fischen Küste sind.
Vom Festlande ist es im 0 getrennt durch die Nordsee, im S durch
den Kanal, der mit der Nordsee durch die 31 km breite Straße von
Calais sdover verbunden ist; im W und 0 steht es in offener Verbindung
mit dem Atlantischen Ozean.
§ 271. ^Kusteugliederung. — Aufgaben. 1. Vergleiche Griechenland
und Großbritannien in diesem Punkte! 2. Zeige — ohne die Namen zu
uennen —, wie die Einschnitte an der Ost- und Westküste einander entsprechen!
3. Gib nach dem Maßstab an, wie weit auseinanderliegen: London—bristol
"brißt'l], Hull—liverpool, der Firth [förfc] of Förth [förß]—Firth of Clyde
kleidl! 4. Ist ein Punkt zu fiuden, der über 120 km vom Meer entfernt ist?
^272^/Bodengcstalt. Ähnlich wie in Skandinavien ist der W und Nw
von Gebirgen, der 0 von Tiesland erfüllt. Der höchste Gipfel, der
Ben Nevis [itttits oder rtetvis] in Schottland, ist nur 135(3 m hoch. Die
britischen Gebirge sind also Mittelgebirge. Zu unterscheiden sind:
a) in England: 1. Das Bergland von Cornwall ^kornnal^ es
ist reich an Zinn und Eisen.
2. Das felsige, waldarme Hochland von Wales snalsi; im ^ ent-
hält es viele Kohlen und Eisenerze.
3. Die niedrige Penninische Kette im mittleren Nordengland und
das seenreiche, anziehende Bergland von Cnmberland jmnberländ,
beide sind an den Rändern kohlen- und eisenreich.
b) in Schottland: 1. Südschottisches Bergland; 2. nördlich des
kohlen- und eisenführenden Schottischen Tieflands das feen- und
fchluchtenreiche Schottische Hochland, das durch den Kaledonischen Kanal
geteilt wird.
Das Tiesland Südenglands, das Londoner Becken, ist eine
Fortsetzung des Pariser Beckens. Mit seinen Feldern, Hügeln, Wiesen
und Gärten, seinen Dörfern und Schlössern bildet es die schöne englische
Parklandschaft. Ter nordwestliche Teil des Tieflandes ist reich an Stein-
kohlen und Eisenerzen.
§ 273. Die nur kurzeu Flüsse des vereinigten Jnsellandes sind infolge
der vielen Niederschläge wasserreich, tief und darum trefflich schiffbar, so
daß sie die Bewohner des Binnenlandes leicht ans Meer führten. Da
die Flut in die Mündungen tief eindringt, konnten auch an Kleinen
Flüffen bedeutende Häfen entstehen. Die Trichtermünduugen der Themse
und des Humber [ljrimb'r] bilden an der englischen Ostküste die beiden
wichtigsten Eingänge von der Nordsee her. Der verkehrsreichste Strom ist
die Themse, obwohl sie nur wenig länger ist als die Ems.
Die britischen Küsten und Flüsse sind durch viele Kanäle miteinander
verbunden. Der wichtigste Kanal ist der Manchester-Seekanal.
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T62: [Insel Stadt Hafen England Hauptstadt Einw. See London Handel Schottland], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee]]
TM Hauptwörter (200): [T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland]]